Vereinigung der Alt-Hietzinger
82. Ball am 28. Januar 2025

JURIST AUS TRADITION
HEINRICH DEMELIUS
Rechtshistoriker  (* 2. November 1893 Mödling, + 6. Februar 1987 Wien)

Der Sohn des Universitätsprofessors für Zivilrecht Ernst Demelius besuchte das Hietzinger Staatsgymnasium in der Fichtnergasse erst ab der 2. Klasse. Den ersten Gymnasialjahrgang hatte er in Innsbruck am k. k. Staatsgymnasium absolviert. Der Vater von Heinrich, ältester Sohn von vier Geschwistern, war bereits verstorben. Die Mutter Paula dürfte große Mühe gehabt haben, die vier Kinder durch Schule und Universitätsstudium zu bringen. Für den Sohn Heinrich war der Rechtsanwalt Heinrich von Bach als Vormund bestellt worden. Bis zu seiner Matura im Sommer 1911 blieb Heinrich Demelius ein unauffälliger Schüler, der mit durchschnittlichen bis guten Leistungen die Schuljahre hinter sich brachte.

Im Wintersemester 1911 inskribierte Heinrich Demelius an der juridischen Fakultät in Wien - eher aus Familientradition denn aus Neigung zu diesem Fach. Er selbst hätte lieber die Botanik, den Beruf der Mutter, vorgezogen. Doch schon drei seiner vier Urgroßväter waren Juristen gewesen, Gottfried Demelius wirkte als Kreisgerichtsrat in Weimar, Michael Bach und Wenzel Kolisko übten den Beruf eines Rechtsanwaltes in Wien aus. Sein Großvater Gustav Demelius, in Weimar aufgewachsen, hatte in Jena Jus studiert und sich in Prag habilitiert. Er beendete seine Laufbahn als Ordinarius für römisches Recht an der Wiener Universität. Ein Denkmal unter den Arkaden erinnert an ihn. Der andere Großvater Heinrich von Bach wirkte als Hof- und Gerichtsadvokat in Wien, dessen älterer Bruder Alexander von Bach war sogar Kurator der Akademie der Wissenschaften. Der Vater Ernst Demelius hatte zuletzt als Ordinarius für Zivilrecht in Innsbruck gelehrt, wo er im Studienjahr 1903/04 das Amt des Rektors bekleidete. Tragischerweise war er 1904 bei einer Bergtour am Obergabelhorn bei Zermatt tödlich verunglückt. Diese "juristische Vorbelastung" war für Heinrich Demelius sichtlich überwältigend. Jedenfalls schloss er 1916 sein Studium mit dem Doktorat ab.

Nach zwei Jahren Kriegsdienst absolvierte er 1919 die Gerichtspraxis und habilitierte sich schon 1920 bei Moritz Wellspacher für österreichisches bürgerliches Recht. 1930 wurde er a. o. Professor, 1935 übernahm er auch ein Extraordinariat der Hochschule für Welthandel. Während jener 15 Jahre Lehrtätigkeit an der Wiener Universität arbeitete er auch als Richter am Zivilgericht - zuletzt am Handelsgericht, was seine wissenschaftliche Arbeit mehr befruchtete, denn belastete. Vor allem das bürgerliche Recht ist ein Fach, das nicht so sehr von der Rechtstheorie her betrieben werden kann, vielmehr der praktische Einzelfall die Fülle des Wissens ermöglicht.

Seine universitäre Laufbahn erlebte durch die zweimalige Wahl zum Dekan, und zwar in den Studienjahren 1952/53 und 1961/62, einen weiteren Höhepunkt. 1965 zog sich Heinrich Demelius von der akademischen Lehre zurück. Schon 1962 war er zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Wissenschaften gewählt worden. Als akdemischer Lehrer war er als geduldiger und gütiger Prüfer bekannt, der allerdings respektable Leistungen erwartete. 

In der Fülle seiner wissenschaftlichen Arbeiten bildete die Beschäftigung mit der Geschichte des Wiener Privatrechts einen ganz wesentlichen Schwerpunkt. Die intensive Beschäftigung mit der Geschichte der Stadt Wien erfuhr durch seine Bestellung zum Ehrenmitglied des Vereines für Geschichte der Stadt Wien, dem er seit 1950 als Mitglied angehörte, eine entsprechende Würdigung. Von seinen wichtigsten Werken sei hier seine intensive Beschäftigung mit den alten Wiener Grundbüchern, seine Arbeiten zum Erb- und Eherecht des Spätmittelalters, sowie die im Anzeiger der Akademie der Wissenschaften veröffentlichte Arbeit "Wiener Ratsurteile des Mittelalters" erwähnt. 

Heinrich Demelius war ein persönlich höchst bescheidener und zurückhaltender Mensch, der sehr zurückgezogen mit seiner Familie - er war seit 1925 mit Christa Heck vom bekannten Buchantiquariat Heck an der Wiener Ringstraße verheiratet - lebte. Für einen engen Kreis von Freunden und für junge vielsprechende Kollegen hielt er in seinem Heim in Mauer einen regelmäßigen juristischen Salon, wo vor allem der junge akademische Nachwuchs Gelegenheit bekam, im Kreis arrivierter Juristen sein Wissen zu erweitern und seine Argumentationsfähigkeiten auszubauen und zu verfeinern. Er selbst hatte geradezu eine Vorliebe für die kleinere, aber ausgefeilte Studie, die ein Thema bis ins letzte Detail erschöpfte.

Gemeinsam mit seiner Gattin nahm er lebhaften Anteil am Wiener Kulturleben, bis ins hohe Alter besuchte er Theater- und Konzertaufführungen. Im Hause Demelius wurde auch Hausmusik betrieben. 



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