Vereinigung der Alt-Hietzinger   -    Bericht Prof. Derdak


"In der Zeitung steht immer das, was wir gerade im Unterricht besprechen"
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" im Unterricht 
- Erfahrungen und Perspektiven eines Projekts mit 6. B / 7. B vom 1. 2. 2000 bis zum 31. 1. 2001 

Nach den ausgezeichneten Erfahrungen mit dem einjährigen Projekt mit der "F. A. Z." mit einer Klasse unserer Schule vor fünf Jahren entschloss ich mit in Absprache mit den SchülerInnen der 6. B (1999 / 2000) für eine erneute Durchführung. Diesmal konnte sich auch ein breiterer Kreis des Lehrkörpers der Klasse, darunter auch die Frau Direktorin, daran beteiligen. 

Von Beginn an, schon in einer einmonatigen (schließlich wegen Lieferproblemen etwas erstreckten) Einführungsphase zum Kennenlernen der komplexen "F. A. Z.", erhielten die SchülerInnen den Arbeitsauftrag, beim täglichen Lesen der jedem Projektmitglied unentgeltlich an die Wohnadresse gelieferten Zeitung (d. h. per definitionem beim zumindest "aufmerksamen Durchblättern der Zeitung") immer einen Artikel zitatmäßig in eine Liste einzutragen; zudem sollten dann zwei Schwerpunktthemen individuell ausgewählt und dazu mindestens jeweils fünf aussagestarke Artikel für eine Problembehandlung gesammelt werden, die bei der - nunmehr vorjährigen - letzten Schularbeit aus Deutsch (6. B) weitgehend selbstbestimmt bearbeitet wurden. 

Daneben fanden selbstverständlich fortlaufend Hinweise auf aktuell besonders bedeutsame Artikel statt. So konnte einer der Schüler, Maciej Drozd, in dem ebenfalls von mir betreuten Deutschwettbewerb des Stadtschulrates für Wien, "Kommunikation & Präsentation", nicht zuletzt auf Grund der der "F. A. Z." entnommenen Informationen beim Redewettbewerb "Hören, was die Jungen sagen", erst am 24. 5. 2000 auch den Landesschlussbewerb mit einer Rede für die EU-Erweiterung im Wiener Rathaus gewinnen. 

Mit dem mit September 2000 beginnenden Schuljahr 2000 / 2001 (die Klasse nunmehr als 7. B) konzentrierte ich die Aufmerksamkeit bei der täglichen "F. A. Z."-Lektüre der SchülerInnen auf einige von besonderer Kompetenz gekennzeichnete Bereiche dieser Zeitung: auf die Wirtschaftsinformationen in den beiden einschlägigen Büchern. Die für die Jugendlichen vorerst etwas spröde Materie wurde durch den Besuch der "Gewinn-Messe" in Wien, wo die Klasse (neben einem Bewerbungstraining und den allgemein zugänglichen Informationen) eine durch mich organisierte spezielle Begegnung mit Spezialisten der Österreichischen Nationalbank erleben konnte. Ein außerordentlich geglückter halbtägiger Workshop mit einer Analystin der Raiffeisen-Bank - für dieses Finanzinstitut übrigens ein durch mich initiiertes Pilotprojekt für ähnliche Aktionen - festigte die einschlägigen Kenntnisse; die SchülerInnen erhielten dabei zusätzlich Fachunterlagen, broschürte Nachschlagewerke. Bei der diesjährigen 1. Schularbeit standen deshalb jene fachsprachlichen Aspekte im Mittelpunkt, ausgehend vom Artikel "Schüler wissen viel zu wenig über Wirtschaft. Vorletzter Platz in internationaler Studie" ("Der Standard", 16. / 17. 9. 2000, S. 1). 

Zum genussvollen Abschluss kehrten wir zu einem konventionell dem Deutschunterricht zugewiesenen Arbeitsbereich zurück: zur Theaterkritik. In Abstimmung mit meiner mit den SchülerInnen gemeinsam erstellten Jahresplanung sollte die im Wiener Volkstheater angesetzte, gemeinsam besuchte Aufführung von Franz Grillparzers Drama "König Ottokars Glück und Ende" schließlich Gegenstand einer Theaterkritik sein. Zur zeitgemäßen Präsentation einiger unterstützender Materialien wählte ich die digitale Form: die Klassensprecherin erhielt auf Diskette Daten über Grillparzer, Rudolf von Habsburg und Ottokar (aus der "MS Encarta 2000Plus"), über Grillparzer ("Theaterlexikon" von Systhema), über das Drama (aus dem "Kindlers Literaturlexikon") sowie den Dramentext selbst (aus der "Digitalen Bibliothek"), die sie dann so weitergab resp. per Internet an ihre KollegInnen weitersandte.

Mit dem 31. Januar 2001 endete für die SchülerInnen und einige KollegInnen aus dem Lehrerteam der tägliche unentgeltliche Bezug, der z. T. nicht ohne Entzugserscheinungen vor sich ging, gelindert aber durch die Fortsetzung des Bezugs eines Exemplars, das in unserer Schulbibliothek allen Interessierten weiterhin zugänglich ist. Durch die großzügige Unterstützung von Herrn Dr. R. Olt kann ich in der Schulbibliothek auch die "F. A. Z" auf CD- ROM jahrgangsweise seit 1994 anbieten - übrigens z. B. mit jährlich jeweils weit über 2000 kritisierten Büchern aller Bereiche die größte deutschsprachige Rezensionssammlung. Seit kurzem präsentiert sich die "F. A. Z." auch sehr anspruchsvoll im Internet: <www.faz.net>. 

Als seit vielen Jahren regelmäßiger und engagierter Leser der "F. A. Z.", der ich viel Zeit in die einlässliche Lektüre investiere und gemäß meinen Beobachtungen feststelle: "In der "F.A.Z." steht immer das, was wir gerade im Unterricht besprechen", werde ich mich sehr freuen, wenn ich wieder mit einer Klasse Gelegenheit finde, dieses für Lehrende wie Lernende so faszinierende Projekt durchzuführen. 

OStR. Prof. Dr. Franz DERDAK


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